Ecotourclub Russland

Hauptmenü  Startseite  Tagebuch  Fotogalerie  Links  Download  Gästebuch Einmal um die ganze Welt und die Taschen voller Geld, daß man keine Liebe und kein Glück versäumt. Viele fremde Länder seh´n, auf dem Mond spazieren geh´n, davon hab ich schon    als kleiner Bub geträumt. Wenn man nur    als Kind schon wüßte, was man tun    und lassen müßte, wär´ das Leben leicht. Ob man alle weiten Ziele und das schönste der Gefühle irgendwann erreicht. Von den vielen Illusionen, die in unseren Herzen wohnen, bleiben nur ein paar, und die werden    wie ein Wunder eines Tages dann mitunter    wahr. Einmal um die ganze Welt ... Einmal um die ganze Welt ... Karel Gott, 1971

Reisetagebuch - Südkorea Klick einfach auf einen der Einträge - falls Du nicht alles durchlesen willst :) Willst Du einen der Artikel kommentieren? Leider geht das jetzt nicht mehr direkt, da diese Seiten nun statisch sind. Schreib mir einfach eine Mail ( post ..at.. gritlory.de ), ich bau den Kommentar dann ein. Ankunft in Seoul Erste Eindrücke von Seoul Zurück von der "Herbstwanderung"; Allein wandern Winterwanderung Die Shelter im N.P. Das Tal der Hundert Wasserfälle Zu Gast Koreanische Tischsitten Gestrandet in Wonjo Hotels, Bars, Restaurants - Der Herr bezahlt! Durch Korea Kamera? Seoul - Children's Grand Park, Seoul Tower Natur Kyeryongsan N.P. Zu Besuch in einem koreanischen Haus Märkte Letzter Blick auf Südkorea  < < <Ankunft in Seoul> > > Es war ein bisschen wie nach Hause kommen. Warum? Nun, folgende Aufzaehlung mag das verdeutlichen. Als ich aus dem Flughafengebaeude trat, war da... Trockene, kuehle, klare Luft. Blassblauer Herbsthimmel mit strahlender Herbstsonne. Rechtsverkehr. Keine Taxifahrer oder Bettler, die mich bedraengten. Konfortable Busse. Uebersichtlichkeit, Wohlstand, Moderne. Ich wurde kaum mehr beachtet als die andern Passagiere. Rotgoldbunte Baeume am Strassenrand. Und das war es vor allem: Herbst! Wunderschoenster satter, klarer, strahlender Herbst! Wie zu Hause! Und nun erst wurde mir bewusst, wie sehr mich Indien auf die letzten Tage doch bedrueckt hat. Die Schwuele, der Laerm, Dreck, Gestank, das Chaos, das viele, viele Elend, die aufdringlichen Leute... Alles weg! Aber vor allem war es die kuehle, wenn nicht kalte Luft, der frische Wind! Ruecksichtsvolle Autofahrer. An einer Strasse, die ich ueberqueren wollte, kam von hinten ein Rechtsabbieger. Ich blieb wie festgewachsen stehen, wie ich es in Indien gelernt habe. Und er? Blieb auch stehen, liess mich vor! Da merkte ich, dies hier ist nicht mehr Indien, ich bin wirklich anderswo. Auf dem Weg zu Claudias und Torstens Wohnung muss ich ziemlich bloedsinnig vor mich hingegrinst haben, denn mein Innerstes schlug Purzelbaeume vor Freude, vor lauter Lust an diesem schoenen Herbst, an der sauberen, vergleichsweise ruhigen Stadt (kaum jemand hupt), an den goldrotbunten Baeumen... Kinnings, Ihr wisst gar nicht, wie gut wir es haben! Nach Oben  < < <Erste Eindrücke von Seoul> > > Ein Viertel der südkoreanischen Bevölkerung soll in Seoul wohnen. Nach dem billigen Indien war es hier für mich erst mal ein Preisschock. Deutschland ist teuer, Seoul ist teurer. Und in den Straßen laufen die jungen Leute herum, als hätten sie den ganzen Tag nichts besseres zu tun als zu konsumieren. Alle flott gekleidet, kaum mal jemand in etwas ärmlichen Klamotten, und heute erst kam mir der erste Bettler unter. Sie spielen überall mit ihren Handys herum, alle Welt telefoniert in den Straßen und in der U Bahn. Tolles U Bahn-Netz. Aber es ist wie verhext. Ich verfranse mich andauernd. All die vielen Unterführungen, die zig Ausgänge sonstwohin, die Wolkenkratzer, die die Sicht behindern, die viele, viele Werbung... Mit Torsten habe ich gestern einige Paläste abgeklappert, und wenn man zwei oder drei von ihnen gesehen hat, sagt er, hat man alle gesehen. Schöne Anlagen sind es ja. Erinnern mich in ihrem Baustil bißchen an die buddhistischen Tempel im Wutai Shan (China). Zierliche Schnitzereien, die Fenster hölzern vergittert, lassen sich aber öffnen. Des Königs Gemächer sind umringt von dem Gebäudetrakt, in dem seine vielen Konkubinen wohnten. Ringsum kleine Wasserflächen, Gärten, Parks. Die haben nicht schlecht gelebt. Der letzte König wurde 1910 vertrieben. Die Paläste sind größtenteils nicht mehr original, weil irgendwann abgebrannt, zerstört. Die Japaner sollen auch hier mehrmals ganz übel gehaust haben. Und jetzt kommen sie als Touris her und müssen immer wieder lesen, daß der Originalbau im Jahre soundso von den Japanern zerstört wurde, wobei soundso viele Menschen ums Leben kamen. Was die heutigen Japaner wohl darüber denken? Ich glaube, hier, in dieser Ecke der Welt, wurde die Fußbodenheizung erfunden. Denn in den Palästen, die eigentlich nur niedrige, aber sehr schmucke und großflächige Holzbauten sind, wurde schon damals mit Hilfe unterirdischer Leitungen, mit Wasserdampf und auf Holzbasis geheizt. Das Leben spielte sich vor allem auf dem Fußboden ab, auf Matten, Kissen, Teppichen, an niedrigen Tischchen. Und heute scheint Fußbodenheizung Standard zu sein. Habe zumindest noch nirgendwo Heizkörper entdeckt, auch in Claudias und Torstens Wohnung nicht. Ich schlafe und lebe derzeit auch fast nur auf dem Fußboden, und es ist abends herrlich warm an den Füßen und am Po, wenn ich am Boden sitze und lese... Nach Oben < < <Zurück von der "Herbstwanderung"> > > ... die alles andere als eine Herbstwanderung geworden ist, aber einfach genial. Ich bin gerade eingetrudelt, und jetzt muss ich mich erst mal erholen, ausschlafen, waschen, alles aufschreiben.... Und dann berichte ich Euch auch ein paar meiner Abenteuer der letzten 6 Tage. Kleiner Vorgeschmack? Es geht um schneidende Kaelte in rauhen Bergen, romantische Berghuetten, herzlich warme, unerwartete  Gastfreundschaft und Luxus pur in Hotels, Restaurants und Bars. Natuerlich gab es auch zwei Wermutstropfen. Der erste fiel auf dem Gipfel eines Berges, in Eiseskaelte, waehrend ich einen wundervollen Blick von 1.507m auf das Meer hatte. Da verabschiedete sich die automatische Belichtungsmessung meiner guten alten Praktika, und ich hoffe, dass ich sie hier in Seoul wieder reparieren lassen kann. Der zweite Tropfen sind die Naegel meiner beiden grossen Zehen, die sich ebenfalls bald verabschieden werden. Und ein sehr netter Koreaner ist Schuld daran... Nach Oben  < < <Allein wandern> > > Das ist eine neue und schoene Erfahrung. Mit einem Luxusbus fuhr ich letzten Dienstag los, und nach vier Stunden kam ich in Sokcho, einer schoenen und modernen Stadt am Meer, an, fiel gleich in den Stadtbus Nr. 7, der mich zum Eingang des Seoraksan N.P. brachte. Und da fuerchtete ich im ersten Moment, mich im Ort geirrt zu haben, denn dort im Eingangsbereich rannten mindestens drei Ferienlager herum, hunderte Jugendliche, und sie alle strebten, in Schach gehalten mit Trillerpfeifen und Fluestertueten, in die gleiche Richtug wie ich. Oha, die konnten doch unmoeglich alle am fruehen Nachmittag aufbrechen, um zu wandern! Noch dazu in den Trittchen, die einige Maedels anhatten. Ich war mal wieder die Attraktion, und von ueberall her riefen sie ¡°Hi!¡±. Stimmt schon, ausserhalb von Seoul bin ich keiner anderen Langnase als mir begegnet, und in Seoul rennen davon auch nicht allzu viele rum, vor allem scheinen es keine Touristen zu sein, eher Geschaeftsleute, die hier arbeiten, wie Claudia. Ich versuchte, mich so elegant wie moeglich an den Massen vorbeizuschlaengeln, und dann bestaetigte sich meine Vermutung, dass sie wohl nur bis zur Hoehle wollte, also nur ca. 30 min Weg, breiter, fast gepflasterter Weg, der erst allmaehlich schmaler wurde. Nun gut, vertroestete ich mich, die Hoehle kannst du dir auch auf dem Rueckweg angucken. Denn ich hatte geplant, eine viertaegige Wanderung zu unternehmen, zwei Tage auf dem Hauptweg hin und zwei Tage auf Nebenwegen zurueck. Letztendlich kam es alles anders. Aber ich war beim allein wandern. Das ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits brauche ich auf niemanden Ruecksicht nehmen oder warten, kann mein eigenes Tempo gehen, pausieren, wie ich lustig bin, stehenbleiben, wann ich will, bin viel leiser und kann daher die Voegel besser beobachten... Und wenn es mir zu langweilig wird oder in brenzligen Situationen kann ich mir selber beruhigend zureden. Ja, das gab es auch. Als da waeren, dass ich oefter mal den Weg verlor, am naechsten Tag oben unter dem Gipfel des kleinsten der drei Berge, am Socheongbong, an steilen Felswaenden und vereisten Wegen fast verzagte, als mir sehr kalt, also SEHR kalt, wurde... Aber ich war ja nie ganz allein, da war immer mal wieder jemand, der mich dann auf den richtigen Weg winkte. Aber eine Herbstwanderung war es wirklich nicht. Dafuer kam ich zu spaet, das Laub war schon abgefallen. Nun gut, konnte ich wenigstens in metertiefen Laubhaufen rascheln und hatte gute, durch die Baeume nicht behinderte Sicht in die Taeler und auf zu den Bergzuegen, die sich bizarr und steil vor dem blassblauen Himmel abhoben. Auch meine erste Nacht verbrachte ich ganz allein, in der ersten Berghuette nach dem Haupteingang. Hatte gehofft, dass die drei Jungs, die mich ueberholt und so witzig gegruesst hatten, auch dort sein wuerden, aber die muessen weiter gezogen sein, und das konnte ich nach dieser Nacht verstehen. So erlebte ich meine erste, sehr, sehr kalte Nacht. Nach Oben  < < <Winterwanderung> > > Wie gesagt, fuer den rotgoldbunten Herbst kam ich zu spaet. Aber Winter hatten sie im Angebot, und nicht zu knapp. Der erste Hinweis war das Fehlen fliessenden Wassers in der ersten Berghuette (Yangpok Shelter). Ich solle mich am Bach waschen, bedeutete mir der Berghuettenzustaendige. Nun gut, warum nicht, mit einem nassen Lappen schnell erledigt, ohne sich gross auspellen zu muessen. Aber danach waren meine Finger nicht mehr bei mir, und sie tauten nur sehr langsam wieder auf. Die Berghuette war kalt, so kalt! Der Raum, den er mir zugewiesen hatte, ca. 2,50 m tief, 4 m breit und 1,50 m hoch. Nun gut, macht sich gut, wird es schneller warm. Wird es das? Ich rollte die Isomatte aus, packte den Schlafsack aus und mich warm ein in lange Unterhosen und langaermliges Shirt, Halstuch und dicke Socken, froestelte. Kroch in den Schlafsack, froestelte. Machte ihn oben zu, rollte mich zusammen, froestelte. Wackelte mit den Zehen, um die kalte Fuesse wieder zum Leben zu erwecken, bis ich Kraempfe in den Beinen bekam, und froestelte. Gegen 6 schon war ich in den Schlafsack gekrochen, was haette ich in der Kaelte und Dunkelheit auch tun sollen? Er hatte mir eine Kerze gegeben, das war alles, was ich an Licht und Waerme bekam. Als ich um 7 noch immer nicht warm war, redete ich mir gut zu, hatte ein Einsehen. Lieber jetzt noch einmal raus krabbeln und vielleicht warm werden, wenn ich das Zelt noch aufbaue, als die ganze Nacht frieren. Also los. Ich wurde wirklich etwas warm. Und als ich merkte, dass mein kleines neues Zelt (ich hab ein anderes jetzt) nur mit Heringen steht, weil es lediglich eine mittlere Zeltstange hat, wurde mir richtig heiss vor Aerger, aber mit den Zeltschnueren des Ueberzeltes habe ich es irgendwo festgebunden, und es stand. Zumindest gerade. Wenn auch nicht fest. Egal! Rein mit Schlafsack, Isomatte, Pullover. Ich steckte die Fuesse in die Aermel des Pullovers, band mein Tuch um den Kopf, schnuerte den Schlafsack fest zu - und tatsaechlich wurde mir bald angenehm warm. Trotzdem war die Nacht unruhig, immer wieder wachte ich auf, und morgens, obwohl schon halb 6 wach, konnte ich mich doch erst nach 8 aufraffen, mal einen Arm in die Kaelte rauszustrecken. Ausserhalb des Zeltes war Frost. Das Trinkwasser in meiner Flasche hatte Kristalle gebildet, draussen waren die Pfuetzen gefroren, und eine blasse Sonne lugte hinter den Bergen von einem blassblauen Himmel. An diesem Morgen stiefelte ich nach einem kargen Fruehstueck los, immer bergauf, ewig natursteinerne Treppen hinan, immer zwischen Schwitzen mit Jacke und Frieren ohne Jacke wechselnd. Beobachtete viele Voegel, raschelte im Laub, stolperte immer bergan, und als endlich die Sonne in dieses Tal gekrochen kam, war es wie eine Erloesung. Alles schien in neuem Licht. Trotzdem musste ich dursten, weil mein Trinkwasser sich nicht entschliessen konnte, in meinen klammen Haenden ein bissel zu tauen. Nach einer Rast im naechsten Shelter (Hui-ungak), wo ich mir eine suendhaft teure Nudelsuppe zum Aufgiessen goennte und von mitleidigen Koreanern ausgefragt wurde, wagte ich mich, weil der andere Weg gesperrt war, an die Besteigung des Socheongdong. Der andere Weg sei zu gefaehrlich, sagte man mir. Oha, und was war mit diesem Weg? Steil, oft unwegsam, vereist, dazu der schneidende Wind. Ohne Handschuhe, Stock, Gesichtsmaske... Die mir entgegenkommenen Koreaner gruessten mich alle etwas mitleidig, einer wollte mir seine Handschuhe schenken. Irgendwann endlich kam der Gipfel in Sicht, 1.507 m. Ich hockte mich in den mageren Windschatten eines Felsens und genoss den Lohn der Muehen ?die Aussicht. Und die war wirklich bezaubernd. Habe ich jemals vorher von einem 1.500 m hohen Berg auf das Meer gesehen? Ich blickte gen Osten ins Tal, auf Sokcho, und dahinter schimmerte in kaltem Blau das Meer. Ich zueckte meine Kamera ?nun, zuecken konnte ich sie nicht, dazu waren meine Finger derzeit nicht gewillt, also: Ich polkte meine Kamera heraus und machte ein Bild - wollte ein Bild machen. Und das war der Punkt, wo die automatische Belichtungsmessung versagte. Erstmal schob ich es auf die Kaelte und konnte meine Kamera verstehen. Schaetzte die Zeit selber und knipste, ehe mir die Finger anfroren. Dann aber musste ich weiter, es war einfach zu kalt. Auf dem Weg bergab, am fruehen Nachmittag, geriet ich auf die Luvseite des Berges, und das war toedlich. Ich bot alle Klamottenvermummungskuenste auf, die mir einfielen, aber trotzdem saebelte mir der eisige Wind die Nase ab und die Finger und die Wangen... Nein, weiter als bis zum Shelter unter dem Gipfel wollte ich heute auf keinen Fall! Also machte ich Halt im Socheong Shelter. Und das war der Auftakt zum erfreulicheren, zumindest unterhaltsamere Teil der Reise. Nach Oben  < < <Die Shelter im N.P.> > > Als ich zum Socheong Shelter kam, war da erst mal niemand. Ueberhaupt sah er sehr verlassen aus. Ich guckte mich um, stellte mein Gepaeck in einem der Schlafraeume ab. Dann fand ich im benachbarten Gebauede eine Frau, die ich nach Wasser fragte. Sie schickte mich 150 m bergab zu einer Quelle. Wieder zurueck - endlich wieder Wasser in der Flasche, und kein Eis - machte ich ihr klar, dass ich, auch wenn es noch nicht mal drei sei, hier zu bleiben gedaechte. Ich solle in den Raum nebenan gehen. Okay, holte ich meinen Rucksack und oeffnete die Tuer zum Schlafraum. Mollige Waerme schlug mir entgegen. Mein ueberrascht-wohliges Seufzen hat sie garantiert gehoert. Als ich nach einer Stunde aufgetaut war, trudelte der erste Wanderer ein, ein Mann mittleren Alters, der eher zurueckhaltend zu mir in Kontakt suchte. Bot mir Kaffee an, den lehnte ich nicht ab. Offerierte Schokolade im Gegenzug, deutsche Schokolade (Danke nach Hause!), und er griff dankbar zu. Wir beugten uns ueber unsere Karten und eroerterten die Wanderwege. Er sprach einigermassen englisch. Ich hatte mein Ziel, den Weg wieder zurueck zu gehen, aufgegeben. Ueber diesen Berg wollte ich bei diesem Wetter nicht noch mal rueber. Und die Nebenwege waren offenbar fast alle gesperrt. Ich wollte also nur einmal durch. Nein, von dem andern Ausgang fahre kein Bus nach Sokcho, aber ich koenne trampen, ich wuerde sicher mitgenommen. Die Leute seien nett. And also, fuegte er hinzu, you are foreign and, er zoegerte, pretty. Huch. Das war das erste Mal, dass ich ein solches Kompliment hoerte, und von nun an regnete es solcherart Komplimente. Abends kamen noch ein paar andere Wanderer, und mein Koreaner, der sich mir als Radiologe, katholisch, verheiratet mit Tochter vorgestellt hatte, lud mich zum Abendbrot ein, was mir etwas peinlich war, denn ich hatte nix Besonderes anzubieten. Er hatte bei der Shelter-Betreuerin Kartoffelpuffer bestellt, die hier ein Nationalgericht sind. Sie werden ein klein wenig anders als bei uns zubereitet, mit Gemueseschloten drin. Auch tunken sie die Happen in Sojasauce oder einen anderen scharfen Dip. Und Reisbier servierte er! Leckeres Zeugs. Sieht aus wie Karamelmilch, schmeckt aber aehnlich wie leichtes Bier. Es wird auch aus Reis und Hopfen gebraut, erklaerte er mir. Man kann in diesen Huetten selber kochen, wenn man alles mitbringt, oder sich etwas zubereiten lassen. Auch servieren sie heisse Getraenke und Suesskram. Und pro Nacht kassieren sie 3.000 WON, das sind ca. 2,40 Euro. Mein Koreaner wollte am naechsten Morgen hoch zum Gipfel und danach wieder zurueck, Er koenne mich gern begleiten und mit seinem Auto nach Seoul mitnehmen. Ich lehnte dankend ab: So bald wollte ich denn doch noch nicht weg. Aber ich wuerde gern auf ihn warten und mit ihm die naechste Etappe gehen, wenn er von Berg wieder zurueck sei. Nach Oben  < < <Das Tal der Hundert Wasserfälle> > > In dieser Nacht schlief ich wieder schlecht, weil zwei der 5 Maenner im Raum wie irre um die Wette schnarchten, da halfen auch die Ohrstoepsel nicht mehr. Am naechsten Morgen blieb mein Koreaner doch da, denn es hatte etwas geschneit, der Weg sei nicht mehr gangbar, hiess es. Hatte ich mal wieder Glueck gehabt. Also gingen wir am fruehen Vormittag gemeinsam los, stiegen abwaerts, durch das Tal der 100 Wasserfaelle. Und das war der Zeitpunkt, wo sich meine Zehnaegel verabschiedeten. Mein Fuehrer hatte ein Hoellentempo drauf, und ich musste hinterher, wollte ich nicht den Anschluss verlieren. Ausserdem hatte er noch die ganze Strecke vor sich, ich wollte nur bis zum naechsten Shelter. Jetzt, wo ich nicht zurueck wandern wuerde, hatte ich ja Zeit. Ich stolperte und stiess mich in den Schuhen, sie waren vielleicht auch nicht gut geschnuert. Aber ich wollte mich ja auch umsehen. Dieses Tal ist wunderschoen. Das Gestein des Flusses ist hell, oft weiss, rundgewaschen. Und ein Wasserfall am andern, dazu tiefe Pools, die tuerkis und gruen schimmern, klar und kalt bis auf den Grund, und das Herbstlaub schwebt geheimnisvoll darin herum. Sehr viele Treppen und Bruecken gibt es auf diesem Weg, immer wieder ueberquerten wir den Fluss, immer wieder oeffneten sich neue Ausblicke auf gefrorene Wasserfaelle oder bizarre Einsschollen unserem Blick. Meine Zehen schmerzten, aber ich war zu hoeflich, ihn einfach weiter laufen zu lassen, ausserdem blickte er sich immer wieder um, und der Weg war, bedingt durch eine starke Flut letzten Sommer, teilweise nicht mehr sichtbar; so war ich froh, ihn als Fuehrer zu haben. Zum Mittag lieferte er mich im Suryeomdong Shelter ab, erklaerte den dort Anwesenden, dass ich zu bleiben gedaechte und gern im warmen Gastraum am Herd sitzen und schreiben und lesen wolle. Die Anwesenden, ein junges Maedel und zwei junge Maenner, betrachteten mich mit scheuer Neugier und laechelten freundlich. Mein Koreaner nahm mich erst mal mit in das benachbarte Folienzelt, wo er uns etwas Warmes kochte. Ich steuerte wieder bei, was ich im Angebot hatte, und so wurde es ein schoenes Mittagessen. Dann verabschiedete er sich und wanderte weiter. Ich nahm meinen Papierkram, setzte mich zu den andern in den einigermassen warmen Gastraum und begann zu schreiben. Nach Oben  < < <Zu Gast> > > Sie luden mich zum Essen ein. Einer der beiden Maenner, Jee, hatte Kartoffelpuffer gemacht, hm, und sie nennen das hier Kamshabujim. Ich war einigermassen ueberrascht, dass sie mich so einfach an ihren Tisch baten, aber so blieb es auch, und ich wehrte mich nicht dagegen. Dafuer liess ich mich von ihnen ausfragen, wobei Yoon, das Maedel, Dolmetscher fuer Jee und Antonio (sein Internationaler Name) spielen musste, aber in ihrem mageren Englisch war das fuer sich sicher nicht leicht. Ich erzaehlte von meiner Reise und erntete ihr Staunen. Abends fuellte sich der Schlafraum, in dem wir nun schon zu viert lagen. Eine ganze Horde aelterer Herren fiel ein und machte das Shelter unsicher. Ich war von den beiden schlecht verschlafenen Naechten so muede, dass ich schon in den Schlafsack gekrochen und halb eingeschlafen war, als sie ankamen. Vorher hatte ich meinen inzwischen blau gewordenen rechten Zehnagel verbunden. Die Herren lagerten sich und fingen an, mit mir zu schaekern. Ich liess mir das gern gefallen, machte Spass. Aber irgendwann schlief ich doch ein, wurde nur ab und zu halb wach, wenn wieder jemand in die Huette kam. Sie bietet unten fuer 15 Leute Platz, und oben ist noch eine Etage, aehnlich wie ein Hochbett. Mindestens 20 Mann muessen in dieser Nacht dort geschlafen haben. Das Schnarchkonzert war spitzenmaessig. Aber diesmal war ich so muede, dass ich trotzdem schlafen konnte und nur ein- oder zweimal aufwachte. Unter uns war Fussbodenheizung. Und das ist das Schoenste an diesen Huetten, dass man da schoen von unten durchgewaermt wird. Die jungen Leute, die offentsichtlich das Shelter betreuten, hatten mich abends noch mal eingeladen, aber ich hatte schon im Schlafsack gesteckt, war muede und auch gar nicht hungrig, lehnte also dankend ab. Morgens fragten mich die Herren, wohin ich denn zu wandern gedenke, vielleicht koennten sie mitkommen. Ich streckte meinen verbundenen Zeh aus dem Schlafsack und meinte, I guess, nowhere, I can't walk. Ein Ausruf allgemeinen Mitgefuehls ging durch die Mannschaft, und nun stellte sich heraus, dass der Herr neben mir Arzt sei, und Jee ein Bergfuehrer, und beide kuemmerten sich ruehrend um mich, nahmen die Binde ab, schmierten Salbe drauf, verbanden alles wieder ordentlich, und dann verfuegte die Herrenrunde sich zum Fruehstueck. Die jungen Leute riefen mich auch heraus. Etwas irritiert ?schon wieder zum Essen eingeladen? ?ging ich zur Gaststube, und da komplimentierten sie mich an den Tisch, wo es Reis mit Gemuese, getrockneten Algen und Gimtshi gab. Auch wieder so ein Nationalgericht, das sie saisonabhaengig aus verschiedenen Gemuesen herstellen, bevorzugt aus Kohl, und derzeit gerade aus Zuckerhut, garniert mit einer sehr scharfen roten Sauce. Beim Fruehstueck luden sie mich ein, einen Tag zu bleiben, ich wuerde freie Kost und Logis erhalten, aber muesse dafuer abwaschen, grinste Yoon. Okay, grinste ich zurueck und meinte es ernst. Aber ich durfte nichts machen, musste sitzen, sie unterhalten, durfte lesen und schreiben. Waehrenddessen raeumten Antonio und Yoon den Gastraum auf, und es schien mir, als ob sie den Abwasch von drei Parties und zwei Wochen Alltag abwuschen und entsorgten. So verging der Tag, mit bummeln, bissel raus gucken, wo es nachts geschneit hatte. Alles lag unter einem weissen Schleier, funkelte in der Sonne, und der Fluss hatte sein Gesicht wieder geaendert. Das Gestein war nun mit Schnee bedeckt, und jetzt glitzerten Steine, Wasser und Eis, wunderschoen. Ich tat aber wegen meiner Zehe nur ein paar Schritte vor die Tuer. Abends gab es Barbeque, dazu Reisbier und Schnaps. Nun ja, Schnaps. 25 % Alkohol, aber ganz klar, eben wir Schnaps. In Plasteflaschen. Ich sprach dem auch gut zu, denn das Bier schmeckt. Und macht eher nicht duhn. Zumindest mich nicht. Uebrigens wird man hier, wenn man besoffen ist, nicht blau, sondern yellooooowwww. Nach dem Abendbrot sassen wir oben im Schlafraum um Jee herum. Der hatte eine Gitarre auf dem Schoss und sang gefuehlvolle sad Korean songs, mit geschlossenen Augen und schoener Stimme. Yoon lag vor ihm und himmelte ihn an. Ich horchte ein Weilchen, die Lieder gefielen mir, aber irgendwann kroch ich doch in meinen Schlafsack und schlief ein. Diesmal waren wir zu fuenft in der Huette. Tagsueber waren der Captain and Captain's son eingetroffen. Dabei stellte sich heraus, dass Jee nur Vertretung gespielt hatte und Antonio und Yoon Gaeste waren, die in der Gaststube klar Schiff gemacht hatten. Der Chef und sein Sohn schliefen unten neben der Gaststube, ein einzelner Wanderer war noch zu uns gestossen und hatte den Nachmittag mit uns verbracht. Als ich morgens erwachte, kletterte ich fix hinaus zur Morgentoilette. Das ist bei solchem Wetter eine eisige Angelegenheit. Das Wasser hatte ich in meiner Flasche, dazu Seife, Lappen und Handtuch. Alles muss schnell gehen, denn sonst friert alles, was feucht ist, fest, und die Glieder werden davon auch nicht waermer. Als ich klappernd in die Huette zurueckkam, durfte ich erst mal bei Jee unter die Decke kriechen, da, wo es am waermsten ist, wo naemlich der Punkt ist, an dem der Fussboden beheizt wird. Nach dem Fruehstueck und einem herzlichen Abschied vom Chef (der Sohn schlief noch) machten wir uns zu viert auf den Weg hinab, Richtung Parkausgang. Ich war traurig, waere gern noch geblieben. Aber Yoon und Antonio mussten zurueck, und  mit Jee allein wollte ich dort auch nicht bleiben. Diese letzte Wanderung war sehr schoen, denn in Ruecksicht auf meine Zehe gingen sie nicht so schnell, so dass ich Musse hatte, mich umzusehen, die verschneite Landschaft zu bewundern. Ich hatte wirklich Glueck. Der Weg ueber den Berg ist jetzt wegen des Schnees gesperrt. Zwei Tage spaeter, und ich haette wieder umkehren muessen, so wie Jee eine Gruppe Wanderer, die uns entgegen kam, wieder zurueck schickte. Der Abschied von Yoon und Antonio war herzlich und schmerzlich. Yoon hatte mir erzaehlt, dass viele Koreaner Deutschland bewundern, weil wir die Wiedervereinigung hinbekommen haben, und das streben sie ja auch an. Yoon traeumt davon, einmal nach Deutschland zu kommen, und sicher klappt das auch, wenn sie mit ihrem Studium fertig ist. Sie studiert klinische Psychologie, und auf ihrem Pullover stand dick I love me... Sie empfahlen mich Jees Obhut und gingen. Nach Oben  < < <Koreanische Tischsitten> > > Das ist eine Sache fuer sich. Fangen wir mal mit dem offentsichtlichsten an, naemlich den Gesten der Haende. Alles, was mit Geben und Nehmen zu tun hat, muss mit beiden Haenden ausgefuehrt werden. Schon in China, Nepal und Indien haben wir das beachtet. Hier geht es aber noch weiter. Gebe ich jemandem die Hand, schenke ich jemandem ein, halte ich jemandem meinen Becher zum Einschenken hin, nehme ich etwas entgegen oder gebe ich etwas, so muss das mit beiden Haenden geschehen, oder mit der Rechten, waehrend die Linke den rechten Unterarm beruehrt. Manchmal wird diese Geste nur angedeutet, aber die Linke irgendwo haengen oder liegen zu lassen, waehrend die Rechte mit einer entsprechenden Geste beschaeftigt ist, faellt negativ auf. Diese Geste wirkt auf mich vollendet elegant und ehrfurchtsvoll, oder wie soll ich das nennen. Also, sie bringt dem Gegenueber einen Ausdruck von Achtung entgegen, und das gefaellt mir. Sogar beim Trinken legte Antonio die Fingerspitzen seiner linken Hand mit an den Becher. Sie schenken sich auch gegenseitig ein. Erst Jee Antonio, dann Antonio Jee, dann Jee mir und ich Yoon, z.B. Gegessen wird mit Metallstaebchen und Loeffeln. Die Loeffeln sind fuer die traditionelle Gemuese-Tofu-Suppe, die es zum Reis und Gimtschi und den Pickles dazu gibt. Alle essen aus mehreren Schuesseln. Warum sie mir immer eine kleine extra Schuessel mit Suppe hinstellten, blieb mir verborgen. Weil ich mit den Metallstaebchen nicht umgehen konnte, gaben sie mir, milde laechelnd, immer eine Gabel. Mit Holzstaebchen ist das alles kein Problem, die haben ja noch eine gewissen Reibung, aber aus so einem Paar Metallstaebchen flutscht mir jedes Gemuese raus! Ganz typisch und sehr beliebt ist koreanisches Barbeque. Das hatte ich bislang zweimal, einmal in der Berghuette, ganz spartanisch, und dann spaeter noch mal richtig vorschriftsmaessig in einem Restaurant. Dazu roesten sie Fleischstuecken auf dem Barbeque-Grill, ditschen es in eine Mischung aus Salz, Pfeffer und z.B. Sesamoel, legen einige Sprossen oder sonstiges Gemuese drauf, dazu eine rote, pikante Sauce, wickeln es in ein Salatblatt und tun diesen Happen, der sehr voluminoes sein kann, im ganzen in den Mund. Da hatte ich manchmal ganz schoen dicke Backen! Absolut bei Tisch verboten ist, sich die Nase zu putzen. Und das mir, der doch an der frischen Luft und bei scharfem, heissem Essen immer die Nase laeuft... Ich beobachtete meine Tischnachbarn. Sie schnieften. Ich schniefte mit, aber ein- oder zweimal wandte ich mich verstohlen um und schnubbelte heimlich und leise und stopfte das Taschentuch schnell wieder weg. Sie haben es immer wohlwollend uebersehen. Ich bin sowieso der Meinung, dass die Asiaten den Langnasen, was das Einhalten ihrer Sitten betrifft, so einige Fettnaepfchen verzeihen. Nach Oben  < < <Gestrandet in Wonjo> > > Jee wollte mich mit nach Dae June nehmen, ich hatte ja noch Zeit, war erst fuer spaetestens Montag abend wieder ein Seoul verabredet. Er hatte mich im Seoraksan N.P. am Sonnabend zu einem Wanderweg gefuehrt, der sich durch ein kleines, schmales, tiefes Tal schlaengelt, das oben von wild gezackten Bergen begrenzt wird. Dort entspringen mehrere Mineralquellen, und die schmecken lecker! Am Sonntag fuhren wir also gen Sueden. Unterwegs begann es erst zu regnen, dann setzte Schneegestoeber ein, und auf der Autobahn stockte der Verkehr. In Wonjo sollten wir umsteigen, aber der Bus nach Dae June fuhr nicht, weil die Strasse verschneit sei. Also mit dem Zug, entschied er. Ich war etwas genervt, hatte keine Lust mehr, noch weiter zu fahren. Jee telefonierte einen Freund heran, der uns zum Bahnhof fahren sollte, und vorher noch in eine Bar brachte. Der war mir gleich sympathisch, ein Kerl, mit dem man gern mal einen netten Abend in der Bar verbringt, aber niemand, auf den ich mich wuerde verlassen muessen wollen (uff, schwierige Konstruktion!). Geniesserische Lippen und sehr schoene, intelligente Augen. Wir fuhren in die Just Jazz Bar, und da gefiel es mir auf Anhieb. Waere diese Bar in Rostock, ich ginge wieder oefter aus. Toll phanatasievoll eingerichtet, eine grosses Regal mit Musik-CDs, daneben eine Plattensammlung, und weil es Sonntag frueher Abend war, niemand ausser uns und dem Barkeeper anwesend. Die Musik ging Richtung Eric Clapton und Dire Straits, fein. Wunschmusik war bei den wenigen Gaesten kein Problem. Ich fuehlte mich sauwohl und wollte dableiben. Also organisierten sie ein Hotelzimmer, und dann fuhren wir essen, in ein koreanisches Barbeque-Restaurant, wo es das zuenftige Barbeque gab, mit Schnaps dazu, dem ich auch gut zusprach... Seltsam nur, dass er bei mir nicht recht anschlug, waehrend Jees Freund, Jon, sehr schnell anduhnte... Hernach wollten sie mich unbedingt noch in eine Life Music Bar schleppen, aber die erste war geschlossen, die zweite an diesem Abend ohne Life Band, und die dritte war die, in der wir zuerst gesessen hatten, das fand ich in Ordnung. Noch immer waren wir die einzigen Gaeste, und bis auf ein Paerchen, das mal fuer ne knappe Stunde einguckte, blieben wir das auch. Der Barkeeper, ein schmucker, hochgewachsener Kerl, der mal richtig gut englisch konnte, setzte sich irgendwann zu uns und hielt mit. Wunschmusik den ganzen Abend, prima Stimmung, andauernd die Feststellung, dass ich beautiful sei oder pretty oder beautiful eyes habe... Yoon hatte mir das so erklaert: ich haette ein relativ kleines Gesicht und grosse Augen (im Vergleich zum durchschnittlichen Asiaten, nehm ich mal an), und das finde man eben schoen hier in Korea. Zuletzt tanzten wir sogar, und auf dem Tisch standen 15 leere Bierflaschen zu 0,3 l. Jon war yelloooowww, Jee und ich aber nur angeheitert, und das fetzte! Der Barkeeper fragte mich bissel aus, und dann schnappte Jee sich die Gitarre, die da stand, stimmte sie und sang wieder sad Korean songs. Erst in den fruehen Morgenstunden, als Jon schon fast vom Stuhl fiel, verabschiedeten wir uns. War das GEIL! Nach Oben  < < <Hotels, Bars, Restaurants - Der Herr bezahlt!> > > Ich habe den Eindruck, dass es in Korea nur Etablissements des gehobenen Standards gibt. Die Rstaurants, Bars und Hotels, die ich in diesen Tagen erlebte, und das waren einige, gehoerten allesamt der Kategorie unbezahlbar an. Luxurioes eingerichtet, super Service, immer was zu knabbern dabei, prima Auswahl... Aber es gibt keinen schnoeden Tee unter 3.000 WON, das sind immerhin schlappe 2,40 Euro, Und dann ist die Tasse nur halb voll. Die meisten Preise habe ich gar nicht mitbekommen, weil ich nie zahlen musste. Fuer den koreanischen Mann ist es Ehrensache zu bezahlen, und wenn er dafuer eine Woche hungern muss, sagt Claudia. Ich kann es mir lebhaft vorstellen. Die beiden, Jee und Jon, konnten sich mehrmals nicht einigen, wer bezahlen darf und wer zurueckstecken muss. Die koreanischen Restaurants gefallen mir. Man zieht vorn die Schuhe aus und betritt ueber eine Stufe den Barfussbereich, der mit Fussbodenheizung ausgestattet ist. Die Gaeste hocken auf flachen Kissen um niedrige Tische am Boden. Ein Menue besteht normalerweise aus Reis mit ganz vielen Saucen und Pickles. Als ich mit Jee das erste Mal essen war, klappte mir fast der Unterkiefer runter, als ich, die ich eigentlich nur Kamshabujim hatte essen wollen, beobachtete, wie die Kellnerin mit einem riesigen Tablett ankam und vor uns mindestens 10 kleine Schuesselchen mit den verschiedensten Saucen und Pickles aufbaute. Beide, Jee und Kellnerin, kugelten sich ueber mein Gesicht. Dann der lecker gekochte Reis, das seltsame Getraenk zum Schluss, suesses, braeunliches Zeugs, in dem einige Reiskoerner schwammen, lecker. Hm!, machte ich ueberrascht, und wieder kugelten sich beide. Und fuer Barbeque scheinen fast alle Restaurants ausgelegt zu sein, mit einem grossen Loch in der Mitte des Tisches, wo der Grill reinkommt. Und wirklich, als wir am Sonntag abend in Wonju essen gingen, war das Restaurant proppenvoll mit Familien, deren Kinder mich anstaunten. Auch in den Bars geht es gehoben zu. Als ich mal einen Blick in die Karte riskierte, rollten sich mir die Fussnaegel hoch beim Anblick der Preise. Was dort stand, konnte ich nicht lessen, aber die Preise fingen teilweise bei 10.000 WON an, das sind ca. 8 Euro. Ich bin nachher dazu uebergegangen, ihnen zu ueberlassen, was sie mir bestellen wollen. So lasse ich mich ueberraschen, und sie koennen selber entscheiden, wieviel sie fuer mich auszugeben bereit sind. Na, und dann erst die Hotels! Billige Hotels gibt es hier nicht, wenn man von den Shelters absieht. Es geht bei etwa 15 Euro los, und nach oben ist wohl keine Grenze gesetzt. Und was fuer ein Luxus! Grosse Zimmer, riesige Spiegel, Badewannen, Fernseher (aber leider kein Deutsche Welle TV), Kosmetik, wow! Auch hier werden im Eingangsbereich die Schuhe ausgezogen, und ueber eine Stufe gelangt man in den fussbodenbeheizten Barfussbereich. In Korea habe ich noch nicht eine billige Spelunke oder Absteige entdeckt, wenn man mal von den Staenden am Strassenrand absieht. Alles uebermaessig luxurioes und uebermaessig teuer. Genauso mit dem Bus, der mich nach Sokcho brachte. Lieber waere ich fuer ein viertel des Preises auf einer harten Bank sitzend da hin gefahren... Aber bislang konnte mich das noch nicht stoeren. Ich musste fast nichts von all dem Luxus bezahlen. Und, sage ich mir, wenn sie sich drum reissen, mir das alles antun zu wollen, sage ich nicht nein, zumindest hoechstens einmal. Es zwingt sie niemand. Nicht wahr? Nur eines schaffen sie damit nicht: Mich zu beeindrucken. Solche Geldrauswerferei hat mir noch nie imponiert. Ich stehe mehr auf Ideen als auf Luxus, lieber eine romantische Berghuette mit selbstgebackenen Kamshabujim als ein Hotel mit vorher dickem Restaurantbesuch. Nicht wahr???? Nach Oben  < < <Durch Korea> > > Ich bin nun schon ein ganzes Stueck in Korea herum gekommen, immer mit dem Bus. Und ich stelle fest, dass dieses Land mir gefaellt. Sicher vor allem, weil es mich so an Deutschland erinnert, speziell an Sueddeutschland. Die lieblichen Berglandschaften, die modernen Strassen, die Ortschaften... Waeren nicht die koreanischen Schriftzeichen ueberall, ich koennte meinen, irgendwo in Bayern oder Baden-Wuerttemberg herumzufahren. Auch einige Autos aehneln den unsern (z.B. Opel Kadett). Und ausserdem fahren ja zunehmend koreanische Wagen bei uns rum, nicht wahr: Daewoo, Hyundai, und was weiss ich. Fast das gesamte Land soll bergig sein, nur im Westen soll es eine kleine Tiefebene geben. Seoul selbst ist auch von Bergen umringt, und bei klarem Wetter ist es ein atemberaubender Anblick, wenn sich hinter den Wolkenkratzern (naja, Hochhaeusern) am Ende der Strasse die schneebedeckten Berge abzeichnen. Bei der Busfahrt nach Sokcho erlebte ich eine herbstliche Berglandschaft mit goldgelben Garben auf Reisfeldern, mit Gemueseschlaegen und bunten Waeldern. Am Sonntag dagegen, nur 4 Tage spaeter, fuhr ich durch knackige Winter, alles war weiss und erinnerte mich schmerzlich an zu Hause und an das bevorstehende Weihnachtsfest, von dem ich noch nicht weiss, wo und mit wem ich es verbringen werde, und ob ueberhaupt... Koreas Wirtschaft prosperiert. Noch viel mehr als in China. Irgendwie haben die Ostasiaten es raus, also die Chinesen, Koreaner und Japaner. Haben in atemberaubendem Tempo eine Wirtschaft aufgebaut (Korea), sind zumindest kraeftig dabei (China) und hatten sogar schon eine wirtschaftliche Blase (Japan). Was haben sie den Indern voraus? Vielleicht, dass sie, soweit ich weiss (oh, meine Geschichtskenntnisse!), nie europaeische Kolonien waren, zumindest nicht grossflaechig. Sie haben ihren eigenen Stil, und sie koennen sich organisieren. Vielleicht ist es das. In Indien kuemmert sich niemand. Hier schon. Ach, wer weiss, vielleicht liege ich damit auch voll daneben. Was meint Ihr? Mich wundert, warum ich wirklich noch keine Einrichtungen der niedrigeren Preisklasse gefunden habe. Gibt es das nicht? Braucht das niemand? Gibt es hier keine Studenten mit schmalem Budget, die trotzdem mal ein Bier in der Kneipe um die Ecke trinken wollen? Ich habe mittlerweile auch schon diverse Bettler gesehen, aber noch kann ich sie an einer Hand abzaehlen. Raetselhaft, das alles. Claudia: Niedrige Preisklasse Hi Grit, niedrige Preisklasse sind schon die Restaurants, in denen Du ein vollwertiges Essen fuer 4-5000 WON bekommst. Wie soll das anders gehen, wenn schon der Strassen-Burger 1000 kostet und der normale BigMac 3000? Mensaessen liegt so bei 2500 - sind allerdings Pueppchenportionen. Halt wie zu Hause - nur sagt die Statistik was von einem Jahresdurchschnittseinkommen von ca. 10000$. Weiss auch nicht, wie die Koreaner das machen. Das mal ein Bier trinken ist hier uebrigens auch immer mit irgendeiner Art Verzehr verbunden - meist Knabberkram, aber wenn man den nicht kauft, schauen sie auch boese. Und Alkohol (besonders importierter) scheint mir schweineteuer - hast Glueck, dass es diese nette Mann-zahlt-Sitte gibt ;-) Die Bettler scheinen hier uebrigens im Schichtdienst zu arbeiten. Meist in den U-Bahn-Aufgaengen - da da auch immer ein diskreter Schlafraum fuer sie ist, macht sich das ganz praktisch. Nach Oben  < < <Kamera?> > > Tscha, das war's dann wohl. Ich bin gestern einen ganzen Tag durch Seoul gerannt auf der Suche nach einem Laden, der mir meine Praktika repariert. Tage vorher hatte ich schon in irgend einer Metrostation einen Laden entdeckt, der mit im Schaufenster ausgestellten Hasselblads, Rolleis usw. meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Leider hatte ich mir den Ort nicht gemerkt, und so irrte ich gestern auch durch die Metrostationen, und zuletzt fand ich ihn. In all den andern Laeden hatten sie nur muede abgewunken: Zu alt, kein Service, lohnt nicht, geht nicht, haben wir nicht... Entmutigt kam ich bei dem Laden an, und die sagten mir das Gleiche. Also tat ich, was ich innerlich schon erwogen hatte: Kaufte mir eine Neue. Der Jerk von Ladenbesitzer wollte mir aber nix verkaufen. Ich weiss nicht, ob er mich, weil ich weiblich bin, nicht fuer voll genommen hat, als ob ich von Kameras ueberhaupt keine Ahnung haette. Er hoerte mir kaum zu. Sir, you can sell an camera to me!, musste ich ihn aufmuntern. Und erst, als ich dringend auf eine Beratung bestand (es war nun mal der einzig gute Laden!), liess er sich herab, mir das eine oder andere Modell zu zeigen. Hernach baute er aber Mist: Kannte seine eigene Kamera nicht, wurschtelte mit den Belegen herum, so dass ich heute morgen noch mal hin musste (und suchte den Laden noch mal ne halbe Stunde in dem riesigen Komplex). Treten haette ich den arroganten Fuzzi koennen! Hernach zeigte ich ihm, wo ich die Einstellung fuer manuelle Betaetigung entdeckt hatte, und erklaerte ihm, was Zwischenringe und wofuer sie gut sind. Idiot, der! Nun habe ich also eine neue Kamera, mit allem, fast allem, was meine Praktika hatte, und dazu noch eingebauter Blitz und Autofocus. Heute war ich im Children's Grand Park unterwegs (mit Zoo und Botanischem Garten) und habe meine Neuerwerbung ausprobiert. Macht herrlich Spass. Was ich jetzt habe? Well, nicht das Teuerste, aber hoffentlich auch nicht das Schlechteste: eine Minolta alpha 360si. Wer kennt sich damit aus und hat ein paar Tips? Nach Oben  < < <Seoul - Children's Grand Park, Seoul Tower> > > Diese beiden Attraktionen tat ich mir letzte Woche an. Der Kinderpark lockte mich vor allem wegen des Botanischen Gartens. Nun, der war nicht schlecht, und der Rest auch nicht zu verachten. Fuer fast jeden was dabei. Mit Spielplaetzen, Beobachtungsposten fuer Voegel auf dem ecological pool, kleinem Zoo, Tier-Life-Show, Streichelzoo usw. Sogar Haustiere stellen sie aus. Wahrscheinlich haben die koreanischen Grosstadtkinder das gleiche Problem wie bei uns: Dass sie oft nicht wissen, wie das aussieht, dessen Produkte sie auf dem Teller liegen haben. Zwar glauben sie hier sicher nicht, dass Kuehe lila sind, weil Milka eher selten vertreten ist. Aber vielleicht sind sie hier ja erdbeerrot mit schwarzen Puenktchen, denn das hab ich auf Erdbeermilch-Packungen schon oft gesehen... Wegen des eher trueben und ungemuetlichen Wetters hatte ich den Park fast fuer mich, feine Sache. Nun, der Seoul Tower, der Fernsehturm, ist zwar weit zu sehen und ein Wahrzeichen der Stadt. Aber ihn zu finden, wenn man nicht mit Taxi oder Bus bis vor die Tuer fahren, sondern den kleinen Berg, auf dem er steht, zu Fuss erklimmen will, dann ist man uebel dran. Ich geriet zwischendurch auf eine Strasse, die um den Berg herum fuehrt. Fuer Autos gesperrt. Und da joggten, powerwalkten und was weiss ich noch sie dann herum, voll ausgeruestet mit Hi-Tec-Klamotten und allen Schikanen, dass ich mir mit meinen normalen und schon etwas mitgenommenen Sachen etwas deplaziert vorkam... Nach ueber einer Stunde Suche hatte ich von halber Hoehe die Bodenstation der Seilbahn entdeckt und dann auch den Weg hinauf. Endlich! Dafuer bot sich hernach vom Turm aus ein atemberaubendes Panorama. Seoul ist eine riesige Stadt, hingebreitet in einem Tal, aber zwischendurch ragen immer mal wieder ein paar Huegel oder unbebaute Berge auf. Die Sonne hing schon tief im Westen ueber dem Han- Fluss, tauchte die Skyline in roetliches, weiches Licht. Nach Osten hin wird die Stadt niedriger, und in alle Richtungen erstreckt sie sich noch weit. Es war ein wenig dunstig, wesewegen ich nicht soooo weit blicken konnte. Die dunklen Berge schoben sich wie Schatten in das Lichtermeer, als es dunkler wurde. Ich blieb allerdings nicht bis zum Sonneuntergang, weil ich nicht im Dunkeln zurueck wollte. Wer nach Seoul kommt, sollte sich den Seoul Tower nicht entgehen lassen. Eigentlich ist er mehr Zeit wert, als ich an diesem Nachmittag hatte, denn er bietet unten am Berg einen Botanischen Garten und kleinen Zoo, eine Bibliothek, eine kleine Ausstellung, und oben am Turm haben sie ein 3D-Kino und ein Restaurant oben und unten, dazu scharenweise Souvenirstaende. Aber ich hatte, nach einer in Claudias Buero im Internet verbrachten Nacht, bis mittags geschlafen und nur diesen Nachmittag Zeit. Diese grosse Stadt habe ich ins Herz geschlossen. Seoul gefaellt mir. Schoen, modern, sauber, und trotz aller Groesse und der Tatsache, dass ich Grosstaedte nicht mag, koennte ich es hier ein Weilchen aushalten. Nach Oben  < < <Natur> > > Nun war ich wieder vier Tage unterwegs, davon gleich mehr. Ich moechte mich ein bissel zu dem auslassen, was mir auf meinen Wanderungen auffiel. In den Nationalparks (Seoraksan, Kyeryongsan) haengen Schilder an vielen Baeumen. Die meisten der Gattungen kenne ich von zu Hause, z.B. Acer, Fraxinus, Abies, Corylus usw. Obwohl auch Gattungen dabei waren, von denen ich noch nie was gehoert habe (und deren Namen mir deshalb entfallen sind). Aber wenn auch die Gattungen bei uns vorkommen, sie gehoeren jedesmal zu einer anderen Art. Habe keine bei uns heimische Art gefunden. Hoechstens vielleicht die Esskastanie, die nirgendwo ausgeschildert, dafuer aber im Kyeryongsan N.P. haeufig zu finden war. Ihre Fruechte (natuerlich die Zuchtform) verkaufen sie geroestet ueberall, und ich fuehlte mich an Zuerich erinnert, wo auch an allen Ecken die Heissi Marroni feilgeboten werden. Viele der Voegel erkannte ich als auch bei uns vorkommend wieder, namentlich die Kohlmeisen und den Kleiber. Und viele andere. Spechte gibt es in rauhen Mengen, mindestens 3 Arten. Dazu Biber und alle moeglichen Fische. Sie haben auch viele Mineralquellen, an denen oefters Tempel stehen, und das Wasser schmeckt, wenn man sich erst mal an den Geschmack gwoehnt hat, richtig gut. Ein Baum, der hier haeufig ist und, nachdem ich vor ueber 10 Jahren mal ne Zeitlang nur Simmel gelesen habe, mir doch etwas Besonderes, ist der Gingko. Ueberall zu finden, saeumt er in Seoul die Strassen. Seine kleinen Fruechte habe ich letztens auch probieren koennen. Mir ist bei unsern beiden Gingko-Baeumen, die ich in Rostock kenne (beim ehemaligen JAZ und im Botanischen Garten, gleich an der Strasse), noch nie aufgefallen, dass sie Nuesschen tragen... Nach Oben  < < <Kyeryongsan N.P.> > > Noch einmal ein paar Tage mit dem Bergfuehrer Jee, und die fuehrten mich unter anderem in den Kyeryongsan N.P., westlich von Daejeon, suedlich von Seoul gelegen. Hier war es milder, noch kein Frost oder Schnee. Es wurde eine romantische Tour. Wir stiegen nachmittags zu einer Berghuette auf, die von einer Frau betreut wird, die er seine mountain mother nennt. Von dort aus kletterten wir auf den Berg daneben (hiess er Kunamin-Bong???) und erlebten einen faszinierenden Sonnenuntergang. Nach Osten zu lag ein Tal, die Luft darueber roetlich schimmernd, nach unten hin grau, nach oben blau werdend. Je hoeher wir stiegen, um so intensiver leuchteten die Farben, davon kuendend, dass auf der andern Seite die Sonne immer tiefer sank. Endlich waren wir auf dem Gipfel, noch gerade rechtzeitig, um den roten Ball im Dunst hinter einer lieblichen Berglandschaft a la chinesisches Aquarell versinken zu sehen. Ich glaube, solche Anblicke ruehren auch den rauhesten Kerl, und mich sowieso. In solchen Momenten kraxeln immer besonders traurige Erinnerungen in mir hoch, und dass Jee ein schoenes Lied sang, bewahrte mich vor Truebsinn. In zunehmender Daemmerung stiegen wir wieder hinab, zuletzt mit unseren Kopflampen bewaffnet. Und da waren auf der Ostseite die Lichter des unter uns liegenden Ortes angegangen, ein kleines Tuch aus Lichtpunkten lag dort. Am naechsten Tag wanderten wir im Park herum und erstiegen den Sambul Bong (unter 1.000 m). Das ist allerdings ein sehr beliebtes Ziel, und mit uns hatten an diesem schoenen, sonnigen Sonnabend noch viele andere Menschen die gleiche Idee. Mit mir in seinem Gefolge hatte Jee natuerlich keine Probleme, mit den andern Leuten ins Gespraech zu kommen, erzaehlte jedem, woher ich komme, und von ueberall schlug mir Sympathie entgegen, zumal wenn sie erfuhren, ich sei Deutsche. Wieder gratulierte man mir zu unserer gelungenen Wiedervereinigung. Die Koreaner sind zwar auch neugierig, gucken auch, aber immer freundlich und immer zu einem Laecheln oder Gruss bereit, sobald mein Blick den ihren kreuzt. Vielleicht, so will ich den im Gegensatz dazu sehr extrem unangenehm starrenden Chinesen zugute halten, dass auch hier zwar relativ selten Langnasen (ausserhalb Seouls) auftauchen, aber eben doch ab und zu, und das schon sehr lange. China dagegen war ja bis vor relativ kurzer Zeit so gut wie abgeschottet, und so ist dort eine Langnase eine noch viel groessere Attraktion und Unerhoertheit (im positiven Wortsinne) als hier. Die Koreaner haben die Angewohnheit, untereinander zu tauschen. Jee erhandelte fuer ein Stueck Trockenfleisch zwei Mandarinen, weiter oben fuer eine Handvoll Pinienkerne eine Tasse Kaffee, wieder weiter fuer eine halbe deutsche Schokolade eine ganze Packung lecker gefuellter Reisrollen usw... Dabei kommen sie immer gleich ins Gespraech und schwatzen, als ob sie sich schon lange kennen. Fetzt. Ein Bekannter, der lange in Korea war, bezeichnete die Koreaner als die Sueditaliener Ostasiens, und das kann ich nur bestaetigen. Lebenslustig, sangesfroh und trinkfest, sagte er. Stimmt. Nach Oben  < < <Zu Besuch in einem koreanischen Haus> > > Jees Mutter wohnt nahe Daejeon; seine Schwester hat in Daejeon einen Laden, in dem traditionelle koreanische Kleider gefertigt und verkauft werden. In diesen Laden fuehrte er mich und stellte mich seiner Mutter vor. Diese hatte, ich wette, nur fuer mich, verschiedene Brote gekauft, und nun sollte ich essen. Jee hatte mir irgendwann mal gesagt, fuer ihn sei Reis das einzig Wahre, und Brot gebe ihm nix. Nun, und hier lagen drei Sorten Brot. Naja, was die Koreaner als Brot bezeichnen... Eher so was wie Hefekuchen oder -zoepfe. Nichtsdestotrotz lecker. Zwei Tage spaeter besuchten wir seine Mutter in ihrem Haus, und das war spannend. Sie wohnt in einer Kleinstadt, deren Namen ich vergessen habe, es ist aber die Stadt, die wir vom Berg aus abends hatten liegen sehen wie ein Tuch aus Lichtpunkten. Das Haus ist eine Anlage, bestehend aus mehreren niedrigen Gebaeuden. Da gerade bei ihnen das gesamte Heizungs-, Wasser- und Toilettensystem renovier wird, hatten wir nur in einem kleine  Zimmer ganz vorm im Eingansbereich Platz. Darin fand sich eine kleine Komode, dazu ein Kuehlschrank und ein bissel Geschirr und Kuechengeraet, nebst ein paar Matten und Sitzkissen. Das ganze Leben schien sich gerade in diesem Zimmer abzuspielen. Dort suchte sie mir ein schoenes traditionelles Kleid aus kostbaren, reich bestickten Stoffen heraus, das ich mit ihrer Hilfe anlegte, nicht anzog. Es ist ein weiter, etwas steifer Rock, der bis unter die Achselhoehlen getragen wird, hinten zugebunden, und darueber dann ein aeusserst kurzes Jaeckchen, das eigentlich nur die Schultern und Arme bedeckt. Alles sehr edel. Trotzdem, abgesehen davon, dass es mir natuerlich viel zu kurz war - die beiden wollten sich gar nicht einkriegen vor Lachen, als unten meine bewollsockten Fuesse rausguckten -, verandelt es die Frau eher in ein Stehaufmaennchen, denn von den Schultern abwaerts wird die ganze Figur mit diesem Kleid nur breiter. Ich musste draussen auf einem Stuhl Platz nehmen, wurde abgelichtet, und dann schnell wieder in Hose und Hemd. Puh, ich hatte noch nie viel uebrig fuer repraesentative Klamotten, in denen man sich nicht richtig bewegen kann... Dann sollte es Kamshabujim geben, original zubereitet vom King of Kamshabujim. Und statt dass wir in die Kueche gingen, holten die beiden die Kueche ins Zimmer! Da wurden eine Schuessel, Schaelmesser, eine Reibe und hernach eine grosse Pfanne mit angebauter Heizplatte herbeigebracht. Wow! Und lecker war's! Kartoffeln fein reiben, ein bissel Reis- und Weizenmehl rein, mit Salz abschmecken, gestiftelte  Moehren (und Chillischoten) und kleingeschnittene Zwiebel dazu, dann in Oel bei milder Hitze Kartoffelpuffer ausbacken. Die Puffer mit Staebchen essen, dazu die Happen in Sojasauce stippen. Das unvermeidliche Gimtschi nicht vergessen! Das wird hier derzeit, neben der scharfen Variante aus Zuckerhut mit roter Sauce, auch aus Runkelrueben hergestellt, diese lecker in eine Essigtunke eingelegt. Wenn das auf dem Tisch oder Fussboden stand, hab ich immer maechtig zugeschlagen. Noch ein paar Worte zum Haus. Die Gebaeude umstehen einen Innenhof, die Dachgiebel sind geschwungen wie von den chinesischen Bildern, die Zimmer auf das Leben auf dem Fussboden ausgerichtet, allesamt mit Fussbodenheizung ausgestattet. An den Waenden hingen Bilder von Familienangehoerigen und Landschaften. Die Schuhe werden vor der Tuer ausgezogen, und wenn man an der Stelle sitzt, wo von aussen aus beheizt wird - und diese Stelle haben sie mir immer angeboten -, dann kann einem schon heiss unter dem Po werden... Als ich unbehaglich umherrutschte, grinsten sie und reichten mir ein Kissen rueber. Ja, man kann hier auf dem blanken Fussboden sitzen, denn der Linoleumbelag ist erstaunlich weich. Jees Mutter nahm mir das Versprechen ab, noch einmal nach Korea zu kommen, und dann wuerde sie mir ein Kleid machen, das mir lang genug sei. Nach Oben  < < <Märkte> > > Wow, und was fuer Bazare es hier gibt! Ich habe nun in Seoul, Daejeon und Sokcho mehrere gesehen und bin fasziniert, was hier alles angeboten wird, vor allem an Tieren und tierischen Produkten. Dass die Koreaner einen grossen Teil ihres Speisezettels mit Meeresfruechten fuellen, hatte ich schon vorher gehoert, aber was ich hier sah, das sprengte meine Vorstellungskraft. Alle moeglichen und unmoeglichen Fische, Kraken, Krabben usw. werden, lebend in Bassins oder tot auf Eis oder getrocknet, feilgeboten. Bei vielen dieser Geschoepfe hatte ich keine Ahnung, was das ueberhaupt sein soll, andere erkannte ich nur, weil ich von ihnen gehoert hatte, z.B. Seegurken. Dann verkaufen sie auch ueberall Schildkroeten, Suppen- und Schmuckschildkroeten, und das ging mir an die Nieren. Diese armen Viecher sind massenweise in Gefaesse gesperrt, wo sie unter ueblen Bedingungen ihres Endes harren. Was mich stoert daran, ist nicht die Tatsache, dass sie gegessen werden, sondern der langsame und qualvolle Tod, der ihnen oft zukommt. Nun ja, und bei den Schildkroeten kommt dann noch meine private Sympathie fuer diese Familie dazu. Auch aus dem Pflanzenreich wird hier angeboten, was viele Europaeer wohl noch nie gesehen haben. Frischer Ginseng in rauhen Mengen, und dessen Saft und Tee und was weiss ich noch wird auch ueberall getrunken, sogar in den Kuehlschraenken der Hotels stehen immer zwei kleine Flaschen mit solchen Tinkturen fuer die Gaeste parat. Dann Algen in allen Formen und Verpackungsarten. Lecker ist die Variante Blatt. Man nimmt ein kleines Algenblatt, wickelt darin etwas Reis und schiebt es sich in den Mund. Lecker lecker! Dazu dann alles moegliche Obst, meist ausgesucht gute und grosse Fruechte, und was mich wundert und freut, sehr viele Gemuesesorten, die bei uns frueher auch mal modern waren und aus der Mode gekommen sind, wie Runkelrueben, Rettiche, Zuckerhut, Freilandgurken (die mit der harten Schale) und Zwiebeln in rauhen Mengen. Das Treiben auf diesen Maerkten ist herrlich. Auch medizninisch versierte Leute sitzen dort. Ich beobachtete eine Frau, die sich von einem Mann auf ihre Handinnenflaechen so etwas wie Raeucherkerzen setzen liess, die er vorher an einer kleinen Flamme entzuendet hatte. Neben ihm eine Tafel, auf der verschiedene Teile der Hand in Verbindung gebracht wurden mit verschiedenen Koerperteilen, dazu diverse Punkte, wo wohl diese Raeucherdinger anzusetzten sind. Ich bin leider nicht hinter das Geheimnis gestiegen, denn ersten draengte die Zeit, und ich traute mich auch nicht, als der Mann mir anbot, mir ein paar dieser Dinger auf die Hand zu setzen. Was, wenn es heiss ist? Die Frau hatte jedesmal bissel gezuckt, und nun sass sie da, mit rauchenden Haenden... Nach Oben  < < <Letzter Blick auf Südkorea Ich habe dieses Land ins Herz geschlossen. Ein kleines, bergiges, sauberes, modernes Land mit herzlichen, offenen, aufgeschlossenen Bewohnern (zumindest, soweit ich sie kennen gelernt habe). Ihre Wirtschaft floriert, und es gibt nur wenig augenscheinliche Armut. Klar, ein paar Bettler habe ich auch hier gesehen, insgesamt aber unter 20. Die beeindruckten mich dann um so mehr. So der Mann, der auf einem Karren umherrollte, auf dem Bauch liegend, die Beine oder deren Reste, das war nicht zu erkennen, in einen aufgeschnittenen Autoschlauch gesteckt. Sie trennen ihren Muell, und wenn jemand etwas wegwirft, dann hoechstens verrottbare Abfaelle in der Natur, also mal ne Mandarinenschale am Wanderweg. Aber sogar ihre Kippen stecken die meisten ein, wenn sie grad keine Muelltonne haben. Trotzdem ist dieses Land im Verpackungswahn. Sogar im heimischen Bereich nehmen sie Pappbecher fuer ihren loeslichen Kaffee, der portionsweise verpackt ist. Diese Portionenpackungen gibt es fuer alle moeglichen Dinge, z.B, auch fuer Instant-Tees und Kakao oder Fruchtpulver. Abgesehen davon, dass das alles Verpackungsmuell ist, moechte ich auch selber entscheiden, wieviel von dem Pulver ich in meine Tasse tu... Kaffee wird in Dosen erhitzt und verkauft. Und zu jedem Nicht-Dosen-Getraenk gibt es den neuen Becher dazu. Wenn ich meinen gebrauchten Becher hinhielt fuer eine zweite Tasse, nahmen sie ihn und warfen ihn weg, gaben mir einen neuen... [cry] Auch muessen sie alles doppelt und dreifach in Tueten packen, alles. Nun, das habe ich auch in China und Indien erlebt, und dementsprechend viel Plastemuell flog dann auch in der Gegend herum. Das ist hier nicht so. Ihren Muell sammeln und entsorgen oder recyceln sie sehr unsichtbar. Ihre Fussbodenheizungen sind nicht individuell regelbar. Ob ein Zimmer genutzt wird oder nicht, es wird mit beheizt. Und wenn es im Hotel zu warm wird, muss man eben das Fenster aufmachen. Schade. Verschwendung. Aber ich will nicht urteilen, wir Europaeer sind auch nicht besser. Und wie gesagt, Folgen sind nicht auf den ersten Blick sichtbar. Zuguterletzt: Ich waere gern noch laenger geblieben, aber alles hat ein Ende... Waere gern noch mit meinen neuen Bekannten durch die Gegend gefahren, haette Yoon und Antonio in Busan besucht, Jon noch mal in Wonju... Und mit Jee, dem Bergfuehrer, der so viel weiss ueber die Nateru ringsum, bissel Englisch geuebt, dass er mir noch mehr erzaehlen kann, und wir haetten noch ein einen oder andern N.P. besucht. Ueberhaupt will er mir, wenn ich wieder komme, klettern und tauchen beibringen... Naja, ob wir uns wiedersehen, steht in den Sternen. Vielleicht wird er mich in Tasmanien begleiten, aber das ist alles noch nich abzusehen. Morgen fliege ich weiter, nach Perth, Australien. Will ein Stueck auf dem 1.000 km langen Bibbulmun Track wandern, dann nach Tasmanien. Wann ich wieder schreiben kann, weiss ich nicht. Ihr werdet es ja merken! Birgit: Verpackungswahn Es war schön soviel über Südkorea erfahren zu können,im GEO und N.G konnte ich nichts erfahren,dachte aber immer,es wäre ein armes Land.Was den Verpackungswahn betrifft,muß man nicht weit fahren,in Italien z.B wird man regelrecht zugetütet.Wünsche Dir sehr,daß es mit Deiner Begleitung nach Tasmanien klappt. Torsten: Müll sammeln So unsichtbar ist das Müllsammeln hier leider doch nicht, denn er wird jeden Montag, Mittwoch und Freitag einfach an den Straßenrand gestellt, wo er dann im Laufe des Tages abgeholt wird. Sehr zur Freude der herumstreunenden Katzen übrigens, die die ein oder andere Mülltüte auch gern zerflücken, in der Hoffnung, einen Speiserest zu finden. Die Verpackungstüten, die man hier an jeder Ecke für jeden gekauften Artikel bekommt, sind aber wieder prima als Müllbeutel verwertbar. So schließt sich der Kreis. Nach Oben